Auf diesen festlichen Tag hatte die Ruderclub-Familie lange warten müssen! Die Taufe von zwei neuen Booten war eigentlich im Rahmen des traditionellen „Anruderns“ Anfang April vorgesehen. Nach vielen Wochen Corona-bedingter Zwangspause auch für Sportler auf dem Wasser ließen die Lockerungen nun endlich die feierliche Zeremonie zu, wenn auch auf Distanz und kürzer als üblich. Aber Petrus meinte es gut mit Neptun. Bei strahlendem Sonnenschein hatte Werner Spitzer zunächst mit raumgreifendem Doppelschritt den Platz vor der Bootshalle in weiten Bögen abgemessen und Markierungen angebracht, so konnten sich die Taufgäste im vorgeschriebenen Abstand um die beiden blumengeschmückten Boote aufstellen.
Diesen außergewöhnlichen Rahmen nutzte unser 1. Vorsitzender Christof Mölkner nach der Begrüßung zunächst für eine besondere Auszeichnung: Er überreichte einem Urgestein des Vereins, Hanns Schuler, seit 67 Jahren im Verein, die Urkunde des Deutschen Ruderverbandes für den Erwerb des Äquatorpreises und Werner Spitzer übergab als Wanderruderwart die Äquator-Preis-Nadel in Bronze für mehr als 40.000 geruderte Wanderkilometer, darunter einige herausragende Wanderfahrten von beeindruckender Länge: 1994 Neckarelz-Dordrecht in Holland 655 km (die längste Wanderfahrt, die je in unserem Verein unternommen wurde!), 1996 Donau 465 km, 1997 Weser 304 km, 1998 Elbe 340 km, 2009 Warthe-Oder in Polen 332 km, 2014 Elbe 382 km. Die Preisverleihung vor heimischer Kulisse war aber nur ein Ersatz für die infolge Corona abgesagte Ehrung durch den Deutschen Ruderverband im Rahmen einer zentralen Veranstaltung in Saarbrücken. Sie soll im kommenden Jahr nachgeholt werden. Hoffen wir mit Hanns, dass das klappt.
Nun bat Christof die Taufpaten, ihres Amtes zu walten. Mit der Wahl der Namen „Paul“ für den neuen Einer und „Ebo“ für den neuen Vierer m. Stm. wurden zwei hochverdiente Vereinsmitglieder geehrt.
Paul Werner ist Gründungsmitglied unseres 1949 gegründeten Ruderclubs. Er hat den Verein über Jahrzehnte als „Baumeister“ mit seiner Kompetenz als Architekt unterstützt, aber auch immer wieder selbst tatkräftig bei Arbeiten am Bootshaus angepackt. Eine besondere Freude für ihn: Taufpaten des neuen Einers waren seine Tochter Katharina und sein Sohn Thomas, und sein Schwiegersohn Fabian hatte die Ehre der Jungfernfahrt mit dem neuen Boot. Die Taufe vollzog Thomas, und Katharina erinnerte an eine überaus beeindruckende sportliche Leistung ihres Vaters in Jugendjahren, die zum Glück fotografisch dokumentiert ist: einen Kopfstand im Einer! (Jetzt bleibt nur zu klären: Muss man es ihm nachmachen können, um im „Paul“ fahren zu dürfen?)
Eberhard Gocke, unser Ebo, ist der erfolgreichste Ruderer des Clubs. Neben vielen anderen Siegen war er vielfacher Master-Weltmeister bei Rennen auf mehreren Kontinenten und Gewinner von Olympia-Gold seiner Altersklasse in Kanada 2005. Darüber hinaus ist er Äquator-Preisträger des deutschen Ruderverbands und mit über 80.000 Kilometern schon zweimal „um die Welt gerudert“. Trotz seines großen sportlichen Engagements bekleidete Ebo in 47 Jahren Vereinszugehörigkeit eine Vielzahl von Ämtern. Um die finanzielle Kraftanstrengung des Ruderclubs beim Kauf eines Mannschaftsbootes zu unterstützen, das insbesondere älteren Sportlern den Ein- und Ausstieg erleichtern wird, hatte Ebo anlässlich seines 80. Geburtstags gebeten, auf Geschenke zu verzichten und stattdessen für die Anschaffung des Bootes zu spenden. Taufpatin des neuen Vierers war als Vertreterin der jüngeren Generation Sophia Schork. Sie betonte, dass das Gemeinschaftserlebnis beim Rudern für Ebo immer besonders wichtig war, und freute sich, ein Mannschaftsboot auf seinen Namen taufen zu dürfen. Danach startete Eberhard zusammen mit vier „alten Hasen“ (Barbara und Wolfgang Bielefeld, Hugo Brenner, Hanns Schuler) zu seiner ersten Fahrt im neuen „Ebo“.
Die nach einer Bootstaufe übliche Begleitung der Jungfernfahrt von anderen Booten aus der Flotte des Vereins fand unter den Corona-Bedingungen nicht statt. Nach einer kurzen Parallelfahrt der neuen Boote klang die Feier bei Kaffee und Kuchen im Freien aus. Herzlichen Dank den KuchenbäckerInnen und Melanie Hagmann und Sophia Schork für die Arbeiten hinter der Theke. „Paul“ und „Ebo“ ahoi!
Günter Schultheiß