Der Mut von Werner, die Wanderfahrt ungeachtet Corona schon im Februar auszuschreiben, wurde belohnt – alle vier Tage standen unter einem durchweg guten Stern. Ziel war der letzte Abschnitt auf der Donau zwischen Ulm und Wien, der vom Neptun noch nicht erforscht worden war. Gutes Omen gleich zu Beginn, denn sowohl das Gespann mit den Booten, das zweite Fahrzeug mit Barbara und Wolfgang als auch Rolf, der Bahnfahrer, sind nach jeweils reibungsloser Anfahrt fast gleichzeitig beim romantischen Bootshaus des RC Straubing eingetroffen. Nach einem (herzlichen Dank!) gesponserten Ableger, bei dem wir noch einmal an unseren unvergesslichen Paul Werner dachten, ging es bei km 2320 los, dem Schwarzen Meer entgegen mit Nahziel Deggendorf. Die Fahrt dorthin ist schnell beschrieben: Landschaft auf Steuerbord und Landschaft auf Backbord, nur einmal unterbrochen von einer Motorfähre, deren Schiffsführer sich über die Abwechslung freute und uns mit Signalton begrüßte. Dass die Donau Strömung hatte, merkte der Steuermann des zweiten Bootes erst, als er sich regelwidrig am Bootssteg des RV Deggendorf (mit der Strömung) vordrängeln wollte, was dann aber abends an der Theke (Ebo ließ grüßen) geregelt werden konnte.
Die Unterbringung beim Krahwirt, einem urigen Ausflugslokal hoch über Deggendorf, war überaus „günstig“, bei einigen Zimmern gab es allerdings Gesprächsbedarf. Geregnet hat es, um bei einer Wanderfahrt auch kurz das Wetter zu streifen, nur in der ersten Nacht und am nächsten Morgen – weshalb Werner den Aufbruch rücksichtsvoll etwas in den Vormittag legte.
Gleich beim Ablegen überholte uns ein Großschiff (ganze zwei weitere und ein Boot der Wasserschutzpolizei sollten uns noch bis zum Oberwasser der Schleuse Kachlet vor Passau begegnen, - da sind wir am „kleinen“ Neckar anderes gewohnt!). Dabei war das Rudern keineswegs langweilig: Die zurückgelegten Stromkilometer flogen einem förmlich entgegen, entspannt konnte man den Blick über Backbord zu den Bergen des Bayerischen Waldes richten oder seinen Gedanken nachhängen – richtiges Genussrudern! Der Puls ging erst wieder schneller, als am Steg in Vilshofen, Tagesziel, beim Aussteigen ein Skull – ganz von selber! - plötzlich im Wasser lag und (natürlich!) stromabwärts trieb. Zum Glück konnte das nachfolgende Boot nach ein paar kräftigen Schlägen den Ausreißer wieder einfangen. Noch einmal gab es Aufregung, als wir, ein Gartencafé im Blick, quer über die Landebahn des parallel zur Donau angelegten Verkehrslandeplatzes „schlappten“. In der Luft, und dazu gehört auch die Landebahn, gelten, so wurden wir eindringlich belehrt, andere Regeln als auf dem Wasser und es genügt nicht, vor dem Überschreiten wie auf der Straße erst nach links und dann nach rechts zu schauen. Die Rückfahrt zu unserem Domizil beim Krahwirt in Deggendorf hatten unsere Fahrer aber wieder voll im Griff. Abendessen in der Stadt und anschließender Absacker in der Herberge ließen uns auf einen gelungenen Tag zurückblicken.
Der Bericht über den dritten Tag beginnt, um Wiederholungen zu vermeiden, bei der Mittagspause an einer schmalen, aber asphaltierten Rampe, an der wir mit einigem Geschick aussteigen und die Boote festmachen konnten. Radfahrer am Donauradweg und ein Fischer, der dann sein kleines Motorboot über diese Rampe an Land ziehen wollte, sorgten für Abwechslung, bevor es mit hoch gespannten Erwartungen dem nahen Passau entgegen ging. Doch zunächst stand uns die Schleuse Kachlet im Weg. Bei der Frage „schleusen oder umtragen“ entschieden wir uns nach einem erfolg-versprechenden Telefonat für den bequemen, offensichtlich aber zeitaufwändigeren Weg. Die Schleuse hat laut Internet einen Hub von 9,80 Metern (Neckarzimmern: 5,60 m) und soll in 35 Minuten befüllt sein. Vom Absenken steht nichts geschrieben, jedenfalls hatten die zwei Ruderboote samt zwei Enten, die wohl zu spät gemerkt hatten, dass nur noch ein Senkrechtstart die lange Prozedur hätte verhindern können, viel Platz und viel Zeit, sich die Schleusenwände anzusehen. Im Unterwasser der Schleuse ging es dann aber im Regattatempo auf die eindrucksvolle Kulisse von Passau zu, vorbei an zahlreichen größeren und kleineren Ausflugsschiffen, bis hin zu Flusskreuzfahrtriesen. Die im Wahrsager angedeuteten Möglichkeiten zum kurzen Anlegen und Platzwechsel erwiesen sich sowohl an der Donau selbst wie auch an der von Norden einmündenden Ilz als ungeeignet, so dass wir erwartungsvoll durchruderten bis zur Einmündung des Inns. Dessen Strömung gab uns nochmals kräftigen Schub, doch nicht so mächtig oder gar gefährlich, wie angesichts der Regenfälle am Alpennordrand zu befürchten war. Konzentration war angesagt, als ein niederländischer Kreuzfahrtriese auf Steuerbord (Außenbogen!) zum Überholen ansetzte. Doch kaum hatten wir Passau aus den Augen verloren, kamen wir wieder in ruhigeres Fahrwasser, rechts das österreichische Ufer, während uns auf der linken, nördlichen Seite der Donau noch einige Kilometer Bayern begleitete – zum damaligen Zeitpunkt wichtig, weil ein Anlegen auf österreichischer Seite bei der Rückfahrt coronabedingt einige Tage Quarantäne bedeutet hätte. Doch auch das Anlegen in Erlau, dem Ziel unserer Fahrt, war ungewöhnlich: „Schuhe ausziehen, knietief ins Wasser“ (Zitat Wahrsager) und die Boote über Bug durch Brennnessel an Land, um uns danach dank der Großzügigkeit der Spender (W und B) auch noch bei einem „Anleger“ zu stärken.
Krönender Abschluss der Wanderfahrt war die Übernachtung im traditionsreichen Hotel „Wilder Mann“ in Passau, in dem schon Sissi, später Neil Armstrong und nun auch wir vom RC Neptun „abgestiegen“ sind. Die etwas einfacheren Zimmer waren zwar spartanisch – winzig, hatten aber alle einen kleinen Baldachin über dem Bett. Und gleich neben dem Hotel liegt das Brauhaus – was wollten wir mehr? Damit könnte ich meinen Bericht abschließen, denn die, wie ich hörte, gute, Stadtführung am nächsten Tag musste ich leider vorzeitig verlassen und die Rückfahrt soll ähnlich problemlos verlaufen sein wie die Anreise.
A B E R ….................................... Diese Wanderfahrt verdient aus einem ganz besonderen Grund noch einen etwas ausführlicheren Nachsatz: Wir haben nämlich mit dieser Fahrt im Verein rudermäßig die Lücke zwischen Ulm und Wien geschlossen. Wer erinnert sich noch (in zeitlicher Reihenfolge der Wanderfahrten)?
Mit der ersten Tour auf der Donau setzte Hanns Maßstäbe: 2007 ruderten wir in 10 (zehn) Tagen 258 km von Schlögen bis Wien. Was im damaligen Reisebericht nicht stand: Ebo ruderte vor Grein den unvergesslichen Neckarbummler (mit Steuermann) volle Kraft voraus – allein.
Der nächste Abschnitt folgte 2011 von Einig (Kloster Weltenburg) bis Bogen. Die Wallfahrtskirche hoch auf dem Berg haben wir auch heuer wieder, von Straubing kommend, gegrüßt. Dieses doppelt geruderte Teilstück mag für den nicht geruderten Donauabschnitt zwischen Erlau (heuer) und Schlögen gelten. Zwar haben angeblich irgendwann irgendwelche Ruderer von uns, vom Inn kommend, in Passau umgetragen und seien dann noch die Donau stromab gerudert, aber wer kann das heute noch bezeugen? (150 km ohne Naab).
2012 kam der Abschnitt von Ulm bis Ingolstadt (130 km) dran. Es begann mit einer Bootsreparatur (Rollschiene?) und regnete ausgiebig und andauernd. Diese Tour musste ich leider vorzeitig verlassen.
2018 erfolgte dann die bis dahin letzte Donauwanderfahrt, eine ungefähre Wiederholung der Fahrt von 2011 (Donaudurchbruch – Regensburg), allerdings noch einmal mit „Neuwasser“, weil der Einsatzort Vohburg nur wenige Ruderschläge unterhalb von Ingolstadt (s. vorgehende Fahrt) liegt.
….........und was kommt als nächstes dran? Es gibt noch einige größere Bäche
Bevor diese Frage geklärt ist, gilt der herzliche Dank der gesamten Mannschaft, pardon: (genderkorrekt): des Ruderkollektivs an Werner für die Vorbereitung der Tour, sein wiederum glückliches Händchen bei der Auswahl der Lokalitäten, der Fahrleistung mit Hänger und, und....Kurzum, lieber Werner: Deine einstimmige Wiederwahl ist gesichert DA N K E
Autor: Dr. Rolf Heydlauf